Okay, ich entferne mich gerade mal ein klitzekleines bisschen von diesem ganzen Psychologie-Kram, den ich hier sonst veröffentliche, und mache ein bisschen Bio, inspiriert von einem Vortrag, den ich auf der IK 2015 gehört habe. Es ging um unterschiedliche Wahrnehmungsformen bei Tieren – wie zum Beispiel denUltraschall von Fledermäusen. Sitzung 2 beschäftigte sich mit einem etwas anderen Fokus: Tiere, die elektrische Signale verwenden, um damit sozusagen einen Alien Sense–also eine Möglichkeit der Signalverarbeitung, die wir Menschen uns kaum vorstellen können –zu erhalten, um so besser navigieren oder jagen zu können.
Aber leider muss ich nun knapp die Hälfte meiner Leserschaft enttäuschen: Wir machen keinen Abstecher in die Borderlands auf Pandora, und die Tiere, über die ich schreibe, sind in der Regel nicht waffenfähig. Und auch nicht so cool. Eigentlich geht es nämlich nur um elektrische Fische oder andere maritime Lebewesen… und im Endeffekt sind eine Badewanne und ein Föhn vermutlich eine effizientere Möglichkeit, um die Weltherrschaft an sich zu reißen. Was allerdings nicht bedeuten soll, dass es nicht super cool ist, was diese Fische können. Haie zum Beispiel sind am gesamten Körper mit feinen elektrischen Sensoren bestückt, die es ihnen ermöglichen, im Erdfeld zu navigieren. Wusste ich auch nicht, steht aber sogar auf Wikipedia. Aber weiter, denn hier geht es erst los. Der elektrische Sinn ist bei Haien beispielsweise mehr oder minder passiv – größtenteils manipulieren sie durch Bewegungen das elektrische Feld in der Strömung um sich herum, nehmen die Veränderung wahr, und können sich daran orientieren.
Andere Wesen sind dagegen tatsächlich in der Lage, elektrische Energie aktiv, ja sogar bewusst einzusetzen: Sie erzeugen Aktionspotentiale in einigen speziellen Zellen, die zu einer (relativ) starken elektrischen Entladung im Wasser um sie herum führen, und ein elektrisches Feld erzeugen.
![By Cdh8; Wildfeuer; Webkid; Shyamal [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons Electric_fishes](http://powlspsychoplog.de/wp-content/uploads/2015/03/Electric_fishes-300x240.png)
So sehen die Typen beispielsweise aus, bei uns ging es um den mittleren. Diese Nase vorne ist eigentlich mehr wie ein Finger und sitzt am Kinn wie so ein Pharaonen-Bart, was den Fisch plötzlich irgendwie creepy macht.
Obwohl Objekte nur zweidimensional auf den Fisch projiziert werden, ist er zu dreidimensionalem Sehen fähig, indem er an einem Ort vor und zurück schwimmt, und die Veränderung der Projektion auf seiner Haut wahrnimmt. Das nennt man Parallaxe, und es ist auch etwas, was wir benutzen, wenn wir mit nur einem Auge Tiefe erkennen wollen. Kleines Experiment: Schließt ein Auge und bewegt den Kopf hin und her. Neben der Tatsache, dass ihr (beispielsweise in einer Vorlesung oder in der Bahn) jetzt echt blöd ausseht, solltet ihr bemerken, dass sich Objekte, die sich nah an euch befinden, im Verhältnis zu weiter entfernten Objekten oder dem Hintergrund mehr bewegen. Das ist Parallaxe.

Seht ihr den kalten, berechnenden Blick in seinem Auge?